"Russisches Erbe"

Ukraine schafft Weihnachtstag am 7. Januar ab

Die Ukraine rückt kulturell weiter in Richtung Westen. Ab sofort ist nur noch der westliche Weihnachtstag, der 25. Dezember, arbeitsfrei, nicht mehr aber der östliche am 7. Januar, wie das ukrainische Parlament am Freitag mit 241 gegen 2 Stimmen beschloss. Die Änderung des Feiertagsgesetzes gilt als klare Absage an das "russische Erbe", Weihnachten am 7. Januar zu feiern, wie örtliche Medien berichten.

Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj hatte sich dafür stark gemacht. Er brachte den nun verabschiedeten Gesetzentwurf ins Parlament ein. Zuvor hatten sich die laut Umfragen populärste Konfession des Landes, die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU), und die griechisch-katholische Kirche entschieden, zum 1. September zum sogenannten Neujulianischen Kalender zu wechseln. Christi Geburt feiern sie somit am 25. Dezember statt wie bisher am 7. Januar. Beide Kirchen begehen die unbeweglichen Feste wie Weihnachten und Nikolaus künftig also stets gemeinsam mit den katholischen und protestantischen Christen. Das gilt jedoch nicht für Ostern und Pfingsten, die weder in Ost noch West an einen festen Kalendertag gebunden sind und nur gelegentliche Übereinstimmungen bringen.

Wegen der kirchlichen Kalenderreform verschob das Parlament auf Selenskyjs Antrag auch zwei gesetzliche Feiertage. Der erst 2022 eingeführte Tag der ukrainischen Staatlichkeit wird ab 2024 am 15. statt am 28. Juli begangen, weil die OKU nach ihrer Kalenderreform dann den Jahrestag der Taufe des Kiewer Großfürsten Wolodymyr (Wladimir) 988 begeht. Auch der mit dem kirchlichen Gedenktag Mariä Schutz verbundene arbeitsfreie Tag der Verteidiger der Ukraine wird um 13 Tage auf den 1. Oktober vorverlegt. Die Bischöfe der Orthodoxen Kirche der Ukraine hatten den Staat darum gebeten.

Der 25. Dezember ist in der Ukraine seit 2017 ein gesetzlicher Feiertag. Schon beim letzten Weihnachtsfest legten viele Gemeinden der OKU aus Protest gegen Russlands Angriffskrieg ihre Weihnachtsmessen auf den 25. Dezember vor, was die Kirchenleitung bereits damals erlaubt hatte.

Hintergrund der Kalenderreform: In der Ukraine ist das Entsetzen und die Empörung groß, dass die russisch-orthodoxe Kirche unter Leitung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. Russlands Angriffskrieg gegen das Land unterstützt. Viele wollen sich deshalb von dieser Kirche abgrenzen - auch dadurch, dass sie an einem anderen Tag Weihnachten feiern. Die bis Mai 2022 offiziell mit dem Moskauer Patriarchat verbundene Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) hält dagegen am Julianischen Kalender fest, der auf den römischen Machthaber Julius Caesar zurückgeht. Weihnachten begeht sie somit wie die russisch-orthodoxe Kirche weiter am 7. Januar.

Nach dem Neujulianischen Kalender richten sich auch die orthodoxen Patriarchate von Konstantinopel, Alexandria und Antiochien sowie die Kirchen von Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland und Albanien. Der alte Julianischen Kalender gilt hingegen weiter im Patriarchat von Jerusalem sowie unter anderem in den orthodoxen Kirchen von Russland, Serbien, Georgien und Polen.

KNA